Einführung in das Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung von Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland

Mit dem Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung legen wir eine umfassende Darstellung forschungsbasierten Wissens zur Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern, ihrer Geschichte und ihren herausfordernden Bedingungen, ihrer unterschiedlichen Ansätze, Komponenten, Konzepte und Methoden sowie zu den an ihr beteiligten Akteurinnen und Akteuren in einer vollständig überarbeiteten und erweiterten zweiten Auflage vor. Im Folgenden skizzieren wir zunächst die Historie und das Profil des Handbuches. Im Anschluss stellen wir die Systematik und den Inhalt des Bandes vor. Wir danken all jenen, die zur Entstehung dieser zweiten Auflage beigetragen haben.

» Download der Einleitung als PDF

Historie und Profil des Handbuches

Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung gilt international als bedeutsame gesellschaftliche Aufgabe (Cochran-Smith & Villegas, 2015). Zugleich stellt die Professionalisierung von (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern angesichts der Komplexität des Arbeitsfeldes (Cochran-Smith et al., 2014), das unter anderem durch Ungewissheit (Helsper, 2023) bzw. doppelte Kontingenz (Baumert & Kunter, 2006) gekennzeichnet ist, eine komplexe Herausforderung dar, die nur unter Einbezug einer Vielzahl an Perspektiven adäquat bearbeitet werden kann (Cramer et al., 2023).

Die fortwährenden Reformen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im gesamten deutschsprachigen Raum – aktuell im Zusammenhang mit einem akuten Lehrpersonenmangel – unterstreichen die besondere Relevanz eines breit zugänglichen, wissenschaftlichen Orientierungswissens im Bereich der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Bedarf besteht sowohl für die Forschenden als auch für die in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung tätigen Dozierenden und Ausbildenden, die für Lehrerinnen- und Lehrerbildung Entscheidungstragenden in Bildungspolitik und Bildungsadministration sowie für die Lehramtsstudierenden, Referendarinnen und Referendare sowie für die Lehrerinnen und Lehrer selbst.

Im internationalen Raum existiert für die Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung (research on teacher education) eine lange Tradition an einschlägigen Handbüchern (chronologisch: u. a. Anderson, 1995; Sikula, 1996; Cochran-Smith & Zeichner, 2005; Cochran-Smith et al., 2008; Loughran & Hamilton, 2016; Clandinin & Husu, 2017; Peters, 2020; Menter, 2023). Weitere internationale Handbücher thematisieren neben Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung insbesondere den weiteren Kontext des Lehrerinnen- und Lehrerberufs (Biddle et al., 1997; Saha & Dworkin, 2009). Auch liegen Handbücher vor, die weniger eine Forschungsperspektive einnehmen, sondern vielmehr die Aufgabe der Lehrerinnen- und Lehrerbildung selbst fokussieren (z. B. Townsend, 2007).

Für den deutschsprachigen Raum liegt seit dem Jahr 2011 und seit 2014 in zweiter Auflage das Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (Terhart et al., 2014) vor, das sich in einem Großkapitel explizit auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung bezieht. Überblicksbeiträge (z. B. Rothland et al., 2018), Studienbücher (z. B. Herzmann & König, 2016; Rothland, 2023) und Systematisierungsversuche (Cramer, 2016) unterstreichen die Relevanz der forschungsbasierten Auseinandersetzung mit Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im weiten Feld der Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf (research on teachers) insgesamt.

Nur ein einschlägiges Überblickswerk aus dem Jahr 2004, das Handbuch Lehrerbildung (Blömeke et al., 2004), behandelte spezifisch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung bezogen auf Forschung, Lehre und Entwicklung im deutschsprachigen Raum in seiner Breite. In dessen Tradition stand die im Jahr 2020 vorgelegte Neuausgabe des Handbuches Lehrerinnen- und Lehrerbildung (Cramer et al., 2020). Noch zur Entstehungszeit der ursprünglichen Auflage Anfang der 2000er Jahre waren einige der zum Zeitpunkt der Neuausgabe 2020 allgegenwärtigen Diskussionen, wie etwa zu Digitalisierung oder Inklusion, nicht virulent. Die fachdidaktischen Beiträge waren nach der Jahrtausendwende im Umfang knapp, auch weil es in vielen Fachdidaktiken nur wenig einschlägige Forschung gab, die hätte referiert werden können. Die Standards der Kultusministerkonferenz für die Lehrerbildung in den Bildungswissenschaften (KMK, 2004) erschienen parallel zur initialen Auflage des Handbuches – die Standards für die Fachdidaktiken erstmalig 2008 – und konnten damals keine Berücksichtigung finden. Die Diskussion um Kompetenzorientierung und die damit einhergehende Forschungsförderung setzte erst nach Erscheinen des Handbuches von 2004 umfassend ein. Neuere strukturelle Entwicklungen, wie die Einführung eines Praxissemesters in Deutschland oder die oben angesprochenen Reformmaßnahmen sowie die damit verbundenen Forschungsaktivitäten, waren 2004 noch nicht abgebildet. Diese Entwicklungen einer florierenden Lehrerinnen- und Lehrerbildungsforschung machten einen aktuellen und umfassenden Überblick notwendig.

Der skizzierte Hintergrund wurde bei der Planung und Realisierung der Neuausgabe des Handbuches Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Jahr 2020 aufgenommen. Er hat zu einer Neustrukturierung geführt, die auch mit einem Zuwachs an Beiträgen von ursprünglich 49 Kapitel im Jahr 2004 auf 107 Kapitel im Jahr 2020 einherging. Diese Neuausgabe erschien auf Initiative von Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland und Sigrid Blömeke in Kooperation mit dem Herausgebendenkreis aus dem Jahr 2004, dem Verlag Julius Klinkhardt sowie mit der Verlagsgemeinschaft utb nun als Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung (Cramer et al., 2020). Sie nahm die Entwicklungen seit Erscheinen der Auflage von 2004 auf, aktualisierte die vorhandenen Darstellungen der verschiedenen Diskurse und erweiterte das forschungsbasierte Orientierungswissen zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit Blick auf die Breite der bildungswissenschaftlichen, fachdidaktischen und schulpraktischen Diskussion.

Seit dem Erscheinen dieser Neuausgabe im Jahr 2020 hat sich die (Forschung zur) Lehrerinnen- und Lehrerbildung in kurzer Zeit erheblich weiterentwickelt, sodass eine aktualisierte und erweiterte Auflage des Handbuches geboten erscheint. Die Veränderungen und Neuerungen berühren generell viele der im Handbuch explizit fokussierten Forschungsthemen. Darüber hinaus wurde die Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit übergreifenden Entwicklungen konfrontiert, die eine Weiterentwicklung oder ggf. auch Neuausrichtung von bisherigen Forschungsansätzen forcierten. So wurde die Neuausgabe 2020 im Jahr des Ausbruchs der Corona-Pandemie veröffentlicht, ohne die pandemiebedingten Einschnitte in bis dahin selbstverständlich geglaubte Strukturen und Prozesse im Bildungswesen abbilden zu können. Auch sind die Entwicklungen in der zweiten Förderphase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung sowie ihr Abschluss nach acht Jahren bedeutsamer Investitionen in die Qualifizierung von Lehrpersonen in der Neuausgabe von 2020 noch nicht abgebildet, und es können nun Bilanzen gezogen und Perspektiven diskutiert werden. Zudem prägt der derzeit akute sowie möglicherweise noch länger anhaltende Lehrpersonenmangel viele (wissenschaftliche) Diskurse zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Darüber hinaus zeichnen sich in den vergangenen Jahren Themenfelder wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung oder Demokratiebildung als besonders virulent aus. Über diese konkreten Entwicklungen hinaus hat sich in Bezug auf viele der Handbuchkapitel der Forschungsstand signifikant erweitert, zum Beispiel mit Blick auf eine dynamische Entwicklung im Bereich der (auf Lehrerinnen- und Lehrerbildung bezogenen) Digitalisierung, etwa mit Blick auf die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI).

Es ist der Anspruch der hier vorliegenden zweiten, überarbeiteten und erweiterten Auflage des Handbuches, auf diese Entwicklungen zu reagieren und sie erkennbar aufzugreifen. Im Ergebnis liegt nun ein aktualisiertes, systematisches Überblickswissen zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung vor. Damit möchte das Handbuch seinem in den letzten Jahren etablierten Referenzcharakter auch zukünftig gerecht werden, indem es neuere und neueste Entwicklungen abbildet. In der Folge ist das Handbuch nun auf 136 Beiträge im Jahr 2025 angewachsen, die von 220 Autorinnen und Autoren verfasst wurden.

Im Duktus entspricht das Handbuch weiterhin einem Forschungshandbuch, das von einem breiten Rezipientinnen- und Rezipientenkreis als Orientierungswissen genutzt werden kann. Eine klare Forschungsorientierung bzw. Fundierung aus der Forschung heraus ist für alle Beiträge maßgebend. Für die einzelnen Artikel werden klare Strukturvorgaben (z. B. Kapitelüberschriften und Textelemente) gegeben, um die gebotene Einheitlichkeit der Texte in Umfang und Informationsgehalt über das gesamte Handbuch hinweg sicherzustellen. Der Band wird erneut vom Klinkhardt-Verlag herausgegeben und im utb-Programm verlegt. Neben einer Printausgabe in dem für utb üblichen roten Handbuchformat ist eine elektronische Verfügbarkeit über die utb elibrary gewährleistet. Zudem stehen alle Beiträge erneut unter der Internetseite www.handbuch-lehrerbildung.net zur freien Verwendung (open access) zur Verfügung. Wir hoffen, damit einen Beitrag zu einer breiten Nutzung des hier vorgelegten forschungsbasierten Wissens zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung leisten zu können.

Aufbau und Inhalt des Handbuches

Das Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung stellt eine systematische Abhandlung weitreichender Themenkomplexe zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung dar. Den Ausgangspunkt bilden die in Großkapitel I versammelten Zielperspektiven der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Grundsätzliche Aufgaben des Berufs. Damit wird ein Erwartungshorizont für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und die sich professionalisierenden angehenden Lehrpersonen aufgezeigt: Warum wird Lehrerinnen- und Lehrerbildung betrieben und was ist ihr zentraler Gegenstand? Die Darstellung orientiert sich an den bildungspolitisch als relevant erachteten Kompetenzbereichen wie etwa Unterrichten, Erziehen, Beurteilen oder Innovieren.

In Großkapitel II zu Zielperspektiven der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Spezifische Herausforderungen des Berufs werden ebenfalls die Zielperspektiven von Lehrerinnen- und Lehrerbildung aufgezeigt, jedoch in stärker spezialisierter Form sowie vor dem Hintergrund der konkreten und beruflichen Anforderungen: Welche spezifischen Herausforderungen charakterisieren den Lehrerinnen- und Lehrerberuf? Die Darstellung orientiert sich an aktuellen und traditionellen Herausforderungen und Querschnittsthemen, die für den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs prägend sind. Dazu gehören etwa Inklusion und Heterogenität, Digitalisierung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Demokratieerziehung und -bildung, adaptives Unterrichten, Coaching und Mentoring, (multi-)professionelle Kooperation und Netzwerke, Sprachsensibilität, Berufsethos, Recht oder Gesundheit und Selbstregulation. Die beiden Großkapitel I und II begründen die Relevanz der nachfolgenden Darstellungen und erlauben eine allgemeine Einordnung des Stellenwerts der nachfolgenden Kapitel des Handbuches.

In Großkapitel III werden einführend und überblicksartig unterscheidbare wissenschaftliche Diskurse und Ansätze in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung thematisiert. Ausgehend von der Frage nach dem Theorie-Praxis-Verhältnis werden die viel diskutierten Ansätze der Kompetenzorientierung, Lehrerinnen- und Lehrerexpertise, Strukturtheorie und (Berufs-)Biografie ebenso vorgestellt wie das in der Professionsforschung häufig präsente, aufgrund seines Bezugs zum Unterricht oftmals aber eher implizite Prozess-Produkt-Paradigma oder der wiederum stärker auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fokussierte Wirksamkeits-Ansatz. Positionen mit längerer Geschichte, wie etwa der Persönlichkeits-Ansatz, kommen dabei ebenso zur Sprache wie die neueren Perspektiven der Entwicklung eines professionellen Habitus, der kulturellen Lehrerinnen- und Lehrerbildung, der Praxistheorie oder der Meta-Reflexivität, und die Sicht der Wissenschaftsforschung wird expliziert.

Ausgehend davon werden in Großkapitel IV die Geschichte und Entwicklung, Strukturen, Phasen und Kontexte der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeführt. Die Darstellung der Geschichte und Entwicklung der (institutionalisierten) Lehrerinnen- und Lehrerbildung mündet jeweils im Aufzeigen gegenwärtiger Strukturen vor dem Hintergrund ihrer historischen Genese. Ein international-vergleichender Blick wird ergänzt. Anschließend werden verschiedene Lehramtstypen vorgestellt, die Frage nach Kohärenz und Relationierung aufgeworfen und aktuelle Entwicklungen in der institutionalisierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden skizziert. Krisen werden am Beispiel der Corona-Pandemie thematisiert. Akteurinnen- und Akteursgruppen werden beschrieben, der Lehrerinnen- und Lehrerarbeitsmarkt als Bezugsgröße der Lehrerinnen- und Lehrerbildung diskutiert, erste Einsichten in die Finanzierung des Systems werden gegeben und Fragen von Bildungsadministration und Governance thematisiert.

In Großkapitel V werden die verschiedenen Wege der Qualifikation für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf beschrieben. Dazu wird die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (erste Phase), im Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat (zweite Phase) und in der Berufseingangsphase sowie in der Fort- und Weiterbildung (dritte Phase) dargestellt. Der Vorbereitungsdienst stellt dabei ein bundesdeutsches Spezifikum dar, weshalb in den Kapitelüberschriften nicht explizit von der ersten, zweiten und dritten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gesprochen wird. Zusätzlich finden Quer- und Seiteneinstiege in das Lehramt sowie alternative Qualifizierungsmodelle Berücksichtigung. Wege von Lehrpersonen im Beruf werden thematisiert. Das Großkapitel schließt mit der Qualifikation für Schulleitungen und besondere Aufgaben, mit Studienverläufen von der Anwerbung bis zum Dropout bzw. zum erfolgreichen Abschluss sowie mit der Beurteilung und Zertifizierung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ab.

Die drei nachfolgenden Großkapitel behandeln die zentralen Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: die fachlichen bzw. fachdidaktischen, die bildungswissenschaftlichen und die schulpraktischen Anteile. In Großkapitel VI zu Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Fach und Fachdidaktik wird zunächst ein in ihrer Breite bislang einmaliges Spektrum an Fächern bzw. Fachdidaktiken von der Biologie bis zur Wirtschaft mit Bezug auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung eingeführt. Damit gerät die große Bedeutung von Fachlichkeit in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick. Für alle großen Fächer bzw. Fächerverbünde thematisiert ein eigenes Kapitel den aktuellen Stand der Diskussion. Bezogen auf die Fächer Deutsch und Mathematik wird eigens zwischen Primarstufe und Sekundarstufe differenziert. Gegenwärtige Trends in der fachlichen bzw. fachdidaktischen Diskussion zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden in der Struktur explizit berücksichtigt. Aktuelle Diskurse bzw. Querschnittsthemen, etwa zur Digitalisierung und Inklusion, werden konsequent in die Kapitel mit einbezogen. Die fachwissenschaftlichen Grundlagen werden integriert und ihre spezifische Relevanz für die jeweilige fachliche Lehrerinnen- und Lehrerbildung wird zu Beginn der Kapitel aufgegriffen. Ein Beitrag zur Allgemeinen Fachdidaktik bietet einen generischen Blick auf die Domänen.

In Großkapitel VII zu Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Bildungswissenschaften werden die zentralen bildungswissenschaftlichen Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung samt ihrer Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrpersonen aufgezeigt. Dabei geraten auch die Anteilsdisziplinen der Bildungswissenschaften in den Blick, die heute in den bildungswissenschaftlichen Curricula nur wenig expliziten Raum haben, wie insbesondere die Philosophie und Soziologie, aber auch sozialpädagogische Perspektiven. Die Beiträge unterstreichen die Relevanz eines breiten Studiums der eigenständigen disziplinären und paradigmatischen Traditionen der Wissenschaftsbereiche, die unter den Bildungswissenschaften in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung subsummiert werden und von allen Studierenden zu belegen sind.

Mit dem Großkapitel VIII Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Schulpraxis gerät die schulpraktische Professionalisierung angehender Lehrpersonen und damit ein besonderes Segment der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick, dem sich viele Forschungsansätze und Diskurse widmen. Unterschiedliche Formate schulpraktischer Lehrerinnen- und Lehrerbildung samt ihrer Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern werden vorgestellt und diskutiert, darunter Tages- und Blockpraktika, Praxissemester und Langzeitpraktikum, die Schulpraxis im Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat sowie in der Fort- und Weiterbildung im Beruf. Universitätsschulen und die Praxis des Unterrichtens parallel zum Studium werden thematisiert. Auch der empirischen Forschung zu schulpraktischen Studien wird damit explizit Rechnung getragen.

Großkapitel IX rückt die Konzepte und Methoden in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick. Die Vielfalt an grundlegenden und aktuell diskutierten Konzepten und Methoden sowie deren Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern werden dargestellt. Neben aktuell in der Hochschulforschung viel diskutierten Konzepten wie dem Forschenden Lernen oder dem Einsatz von Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden auch traditionsreiche Methoden, etwa die Aktionsforschung oder Trainingsprogramme, thematisiert. Neu werden Aspekte der Unterrichtsqualität als Gegenstand der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ebenso behandelt wie die Rolle der außerschulischen Jugendarbeit oder Feedback. Eine Skizze der Lerngelegenheiten und alltäglichen Lehrpraxis findet ebenso Berücksichtigung wie der Umgang mit Forschung und die Qualifikation im Bereich der Forschungsmethoden. Mit dem informellen Lernen und heimlichen Curriculum in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden bislang wenig bearbeitete Aspekte aufgegriffen.

Die beiden abschließenden Großkapitel tragen einer bislang in der Forschung weitgehend vernachlässigten Perspektive auf die Akteurinnen und Akteure im Kontext der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Rechnung. Großkapitel X fokussiert zunächst auf Lehramtsstudierende sowie Referendarinnen und Referendare. Beschrieben wird hier, was forschungsbasiert entlang unterschiedlicher Dimensionen und Konstrukte über die angehenden Lehrpersonen bekannt ist. Die jeweiligen Diskurse und Forschungsfelder (z. B. Persönlichkeitsmerkmale, Leistungsmerkmale, Herkunftsmerkmale, Pädagogische Vorerfahrungen, Studien- und Berufswahlmotivation) wurden dazu explizit auf diese Personengruppe (nicht auf im Beruf tätige Lehrpersonen) zugeschnitten. Ergänzt wurden Kapitel zum Wunsch nach Schulpraxis, zur professionellen Unterrichtswahrnehmung oder zur Selbstwirksamkeit. Offene Fragen und Forschungsdesiderate werden markiert.

Mit Großkapitel XI geraten schließlich Lehrerinnen- und Lehrerbildende sowie Entscheidungstragende in den Blick, die bislang kaum empirisch erforscht wurden. Beschrieben wird hier, was aus der Forschung bezogen auf unterschiedliche Dimensionen und Konstrukte über die Qualifikationswege Dozierender, zu Überzeugungen von Lehrerinnen- und Lehrerausbildenden, über weitere Akteurinnen und Akteure in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie in der Bildungsadministration und Governance bekannt ist.

Dank und Gedenken

Mit der Erstausgabe haben sich Sigrid Blömeke, Peter Reinhold, Gerhard Tulodziecki und Johannes Wildt als Herausgebende im Jahr 2004 erstmals im deutschsprachigen Raum dem Bedarf nach einem forschungsorientierten Überblickswerk zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung angenommen. Aus heutiger Sicht kann das damalige Handbuch als Meilenstein einer seitdem in ihrer Intensität zunehmenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gewertet werden. Den damaligen Herausgebenden gilt somit unser besonderer Dank für ihre Initiative zu einem einschlägigen Handbuch, das den Ausgangspunkt für die im Jahr 2020 erschienene Neuausgabe darstellte und das in der nun vorliegenden, aktualisierten und erweiterten zweiten Auflage eine weitere Fortführung findet.

Im Rahmen der Erstellung dieser zweiten Auflage sind wir zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Arbeitsgruppen der Herausgebenden zu Dank verpflichtet. Melissa Lienerth , Melissa Yildiz und Sabrina Zinner (alle Konstanz), Sophia Leson (Köln) und Annalisa Biehl (Münster) haben bei der formalen Bearbeitung der Beiträge und organisatorisch unterstützt. Wir danken ihnen für ihre akribische Arbeit an den Texten.

Dem Verlag Julius Klinkhardt, insbesondere dem Verleger, Herrn Andreas Klinkhardt, dem Herstellungsleiter, Herrn Thomas Tilsner und der Setzerin, Frau Elske Körber, sind wir für die gemeinsame Planung und Realisierung des Handbuches zu großem Dank verpflichtet.

Die Universität Konstanz hat die Finanzierung der freien Zugänglichkeit (open access) der Texte dieses Handbuchs über ihren Publikationsfonds ermöglicht, wofür wir herzlich danken.

Von besonderem Wert ist uns als Herausgebenden die Mitwirkung unserer hochgeschätzten Kolleginnen und Kollegen, die als Autorinnen und Autoren die Entstehung dieses Handbuches allererst ermöglicht haben. Für ihre Beiträge und die Bereitschaft, sich durch Überarbeitungen auf den Aufbau und die Ausrichtung des Handbuches einzulassen, danken wir sehr herzlich.

Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir eine anregende Lektüre und inspirierende Gedanken. Wir freuen uns über das Interesse an einer forschungsbasierten Auseinandersetzung mit Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.

Die ersten Vorbereitungen der vorliegenden Auflage wurden durch den Tod unserer hochgeschätzten Mitherausgeberin Sigrid Blömeke (1965 bis 2023) überschattet. Als Erstherausgeberin der initialen Auflage aus dem Jahr 2004 und Mitherausgeberin der Neuauflage im Jahr 2020 hat Sigrid Blömeke nicht nur die Tradition dieses Handbuches begründet, sondern aktiv fortgeführt. Sigrid Blömeke war eine außergewöhnliche, international renommierte Spitzenforscherin mit exzellenten Forschungsleistungen in der Erziehungswissenschaft und Empirischen Bildungsforschung. Ihr breites wissenschaftliches Werk umfasst auch viel beachtete, innovative Forschungsbeiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Sie hinterlässt eine schmerzliche Lücke in der Scientific Community. Im ehrenden Gedenken an Sigrid Blömeke widmen wir ihr diese Auflage des Handbuches.

Konstanz und Kreuzlingen, Köln und Münster im September 2025

Colin Cramer, Johannes König und Martin Rothland

Literatur

Anderson, L. W. (Ed.) (1995). International Encyclopedia of Teaching and Teacher Education (2nd ed.). Elsevier.

Baumert, J., & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(4), 469–520.

Biddle, B. J., Good, T. L., & Goodson, I. F. (Eds.) (1997). International Handbook of Teachers and Teaching. Kluwer.

Blömeke, S., Reinhold, P., Tulodziecki, G., & Wildt, J. (Hrsg.) (2004). Handbuch Lehrerbildung. Klinkhardt.

Clandinin, D. J., & Husu, J. (Eds.) (2017). SAGE Handbook of Research on Teacher Education (2 Vol.). Sage.

Cochran-Smith, M., & Villegas, A. M. (2015). Framing Teacher Preparation Research: An Overview of the Field, Part 1. Journal of Teacher Education, 66(1), 7–20.

Cochran-Smith, M., & Zeichner, K. M. (Eds.) (2005). Studying Teacher Education. The Report of the AERA-Panel on Research and Teacher Education. Erlbaum.

Cochran-Smith, M., Ell, F., Ludlow, L., Grudnoff, L., & Aitken, G. (2014). The Challenge and Promise of Complexity Theory for Teacher Education Research. Teachers College Record, 116(5), 1–38.

Cochran-Smith, M., Feimann-Nemser, S., McIntyre, D. J., & Demers, K. E. (Eds.) (2008). Handbook of Research on Teacher Education. Enduring Questions in Changing Contexts (3rd ed.). Routledge.

Cramer, C. (2016). Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten Forschungsfeldes. Klinkhardt.

Cramer, C., Brown, C., & Aldridge, D. (2023). Meta-Reflexivity and Teacher Professionalism: Facilitating Multiparadigmatic Teacher Education to Achieve a Future-Proof Profession. Journal of Teacher Education, 74(5), 467–480.

Cramer, C., Rothland, M., König, J., & Blömeke, S. (Hrsg.) (2020). Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Klinkhardt utb.

Helsper, W. (2023). Lehrer:innenprofessionalität – der strukturtheoretische Ansatz. In M. Rothland (Hrsg.), Beruf Lehrer:in. Ein Studienbuch (S. 122–147). Waxmann utb.

Herzmann, P., & König, J. (2016). Lehrerberuf und Lehrerbildung. Studientexte Bildungswissenschaften. Klinkhardt utb.

KMK [Kultusministerkonferenz] (2004). Standards für die Lehrerbildung. Bildungswissenschaften. KMK.

Loughran, J., & Hamilton, M. L. (Eds.) (2016). International Handbook of Teacher Education (2 Vol.). Springer.

Menter, I. (Ed.) (2023). The Palgrave Handbook of Teacher Education Research. Palgrave Macmillan.

Peters, M. A. (Ed.) (2020). Encyclopedia of Teacher Education. Springer.

Rothland, M. (Hrsg.) (2023). Beruf Lehrer:in. Ein Studienbuch (2. Aufl.). Münster utb.

Rothland, M., Cramer, C., & Terhart, E. (2018). Forschung zum Lehrerberuf und zur Lehrerbildung. In R. Tippelt & B. Schmidt-Hertha (Hrsg.), Handbuch Bildungsforschung (4. Aufl., S. 1011–1034). Springer VS.

Saha, L. J., & Dworkin, A. G. (Eds.) (2009). International Handbook of Research on Teachers and Teaching. Springer.

Sikula, J. (Ed.) (1996). Handbook of Research on Teacher Education (2nd ed.). Macmillan.

Terhart, E., Bennewitz, H., & Rothland, M. (Hrsg.) (2014). Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. Aufl.). Waxmann.

Townsend, T. (2007). Handbook of teacher education. Globalization, standards and professionalism in times of change. Springer.